Die Lehrer sind das Problem

Sollen Schüler nach acht oder neun Jahren Abitur machen? Wie lange sollen Kinder gemeinsam in der Grundschule lernen? Sollen die Noten abgeschafft werden? Die Bildungspolitik kreist seit Jahren immer um dieselben Fragen. Dabei sind die Lehrer das eigentliche Problem.

Spätestens wenn ein Landtagswahlkampf ansteht, entdecken die Politiker ihr Herz für Schule und Bildung. Das liegt daran, dass das Schulwesen eines der wenigen Felder ist, das unter der Hoheit der Bundesländer steht. Wenn man als Laie die politischen Diskurse im Hinblick auf das Schulwesen verfolgt, scheint es dabei nur einige wenige strittige Fragen im Schulsektor zu geben, zu denen sich die Politiker positionieren müssen.

Folgende Fragen gehören zum Beispiel zum Standard-Repertoire:

  • Wie lange sollen Schüler und Schülerinnen in der Grundschule zusammen lernen?
  • Welche Formen der weiterführenden Schule brauchen wir?
  • Nach wie vielen Jahren sollen Schüler Abitur machen?

Diese verengte öffentliche Wahrnehmung zeigt sich auch häufig in den Medien. Wenn Spiegel Online etwa in einer Artikel-Serie Schulverbesserer zu Wort kommen lässt, äußern sich sogenannte Experten zu den schon ewig durchgekauten Fragen:

Diese Fragen lassen sich öffentlichkeitswirksam diskutieren, weil sie relativ einfach zuzuspitzen sind. Und alle diese Fragen sind bestenfalls zweitrangig, wenn es darum geht, ob Schüler in der Schule etwas lernen oder nicht.

„What teachers do matters“

Das geht zumindest aus einer Studie des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie hervor. In einer großen Meta-Meta-Analyse hatte Hattie hunderte von wissenschaftlichen Studien ausgewertet, die wiederum Tausende von einzelnen Studien zusammenfassten. Auf diese Weise wollte er Erfolgsfaktoren für gutes Lernen zu identifizieren.

Eine der Haupterkenntnisse: das Schulsystem, in dem ein Schüler lernt ist nicht so wichtig. Entscheidend ist vor allem der Lehrer – oder genauer gesagt, wie und mit welcher Haltung er unterrichtet. Kurz und schmissig: „What teachers do matters“.

Wenn Schüler im Unterricht viel lernen, liegt das also vor allem daran, dass die Lehrer guten Unterricht machen. Umgekehrt gilt aber auch: Wenn der Bildungserfolg ausbleibt, tragen die Lehrer dafür Verantwortung. Das deckt sich mit der Erfahrung, die fast jeder in seiner Schulzeit gemacht hat. Ob ein Fach interessant, der Unterricht spannend ist und letztlich auch, wie viel Schüler lernen, hängt vor allem vom zugehörigen Lehrer ab.

Dass beim Lernerfolg in deutschen Schulen noch Luft nach oben ist, zeigen regelmäßig die viel beachteten und  viel kritisierten Pisa-Studien. Ganz oben landen laut den zuletzt veröffentlichten Rankings  skandinavische und asiatische Schulsysteme. Sie vermitteln bestimmte Inhalte am erfolgreichsten.

Ich bin Teil des Problems

Bringt man die Ergebnisse der Pisa- und Hattie-Studien auf einen Nenner, kann man ein einfaches Fazit ziehen: Die deutschen Lehrer sind schuld daran, dass ihre Schüler weniger lernen als beispielsweise finnische oder chinesische. Die Wahrheit ist natürlich deutlich komplizierter. Aber dennoch muss ich ganz klar zugeben: Ich mache meinen Job als Lehrer nicht so gut, wie ich es könnte. Ich bin Teil des Problems.

Warum ich kein guter Lehrer bin, möchte ich in diesem Blog erklären.

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