Ein Tag im Lehrerleben

Engagierte Lehrerkräfte sind Helden des Alltags. Sie kompensieren durch ihren Einsatz viele Mängel des Schulsystems. Die Arbeit dieser Leistungsträger wird aber selten honoriert. Im Gegenteil: Die Überforderung frustiert die Herzblut-Lehrer*innen nicht selten oder treibt sie in den Burn-Out. Ein Einblick in ein Lehrerleben.

M. kommt früh am Morgen auf dem Parkplatz an. Er holt die zwei Taschen mit Heften aus dem Kofferraum, die er am Wochenende korrigiert hat. Obwohl er gestern den ganzen Tag bis spät abends mit dem Rotstift in der Hand am Schreibtisch saß, hat er zwei Klausuren des Oberstufen-Kurses nicht geschafft. Irgendwann sind ihm einfach die Augen zugefallen. Vielleicht sollte er einfach mal ausprobieren vor der Schule zu korrigieren: Eine Kollegin stellt sich immer den Wecker auf vier Uhr.

Als er den Kofferraum schließen will, fällt sein Blick noch auf die Flipchart-Plakate. Er hat sie selbst besorgt, weil es dafür keinen Etat bei der Schule gibt. Erstmal muss er überlegen, wo er die überhaupt deponieren soll. Im Lehrerzimmer ist dafür jedenfalls kein Platz – dort hat er nicht einmal einen eigenen Sitzplatz. Vielleicht findet er ja in der Biologie-Sammlung noch eine freie Ecke.

„Kannst Du mir vielleicht Deine Reihe kopieren?“

M. betritt das Lehrerzimmer. Noch ist wenig los, da er extra früh dran ist, um noch alle Kopien zu schaffen. Auch S. sitzt schon an einem der drei Arbeitscomputer, die sich die 90 Kolleg*innen teilen. „Ah gut, dass Du da bist. Du unterrichtest doch auch in der 9? Kannst Du mir vielleicht Deine Reihe zum aktuellen Thema kopieren? Du machst das doch immer so gut. Und ich hatte am Wochenende keine Zeit, was vorzubereiten.“ M. setzt sich kurz an den Rechner und schickt S. den Link zum Cloud-Ordner mit der Vorbereitung. Für sich selbst druckt er noch das Material für seinen eigenen Unterricht aus.

Noch ein schneller Blick in die E-Mails. Ein Vater hat wegen eines Video-Projektes geschrieben. Der Vater weist ihn in der Mail im barschen Ton darauf hin, dass das Infoschreiben für die Eltern nicht DSGVO-konform war. Er bitte hier um Nachbesserung – ansonsten müsse er sich wohl oder übel beim kommunalen Datenschutzbeauftragten beschweren. M. seufzt. Dabei hatte er sich extra vorab informiert. Wo wohl der Fehler liegt? Leider gibt es an der Schule keinen Datenschutzbeauftragten. Diesen Job will niemand machen, da es dafür keinerlei Entlastung gibt.

Am Kopierer ist inzwischen doch schon eine Schlange. Natürlich. Für 90 Lehrer*innen gibt es nur zwei Kopierer. Ärgerlich vor allem dann, wenn man differenzierte Materialien kopieren will: Für die nächste Stunde in einer Inklusions-Klasse hat M. vier verschiedene Arbeitsblätter vorbereitet. Sie bieten jeweils verschiedene Lernzugänge und unterschiedliche Anspruchsniveaus. Die Erstellung war viel Arbeit, aber M. merkt immer wieder, dass es sich lohnt, unterschiedliche Lern-Angebote zu machen.

„Dann müssen wir uns wohl wieder am Wochenende treffen“

In der Schlange steht er neben F. Sie haben schon oft gemeinsam Unterricht vorbereitet. Wenn sie gemeinsam nachdenken, kommen sie einfach auf bessere Ideen in kürzerer Zeit. „Wann können wir uns nochmal treffen?“. Sie vergleichen ihre Terminkalender und Stundenpläne, finden aber keine gemeinsamen Zeitfenster in der Schule. F stöhnt. „Okay, dann müssen wir uns wohl wieder am Wochenende treffen. Dann geht mein Mann mit den Kindern mal wieder alleine ins Schwimmbad.“

Der Kopierer ist endlich frei. M. legt seine Materialien aus und fängt an zu kopieren. Kollege G. ist gerade dabei seine Kopien zu lochen und wirft einen spöttischen Blick auf Ms. Materialien. „Na, was veranstaltet unser Vorzeige-Kollege denn wieder für einen Zinnober? Ich dachte, Du hättest das Referendariat schon hinter Dir?“ M. setzt ein schiefes Lächeln auf und kopiert weiter.

„Können Sie nicht vielleicht mit meinen Eltern sprechen?“

Nach dem Kopieren hetzt M. in die Biologie-Sammlung. Er muss noch das Material für die Schüler-Experimente vorbereiten. Durch die Wartezeit am Kopierer ist er nun knapp dran. Während er aufbaut, kommt schon die Schülerin B. in den Fachraum. „Ich wollte mich nur bei ihnen bedanken. Seit unserem Gespräch habe ich mich nicht mehr geritzt. Ich würde gerne ihren Tipp mit der Psychologin umsetzen. Aber ich traue mich nicht mit meinen Eltern zu sprechen. Können Sie das nicht vielleicht? Auf Sie werden die vielleicht hören…“ Weil schon die ersten anderen Schüler rein kommen, nickt M. ihr nur zu. Womöglich kann er die Eltern heute Abend beim Elternabend zur Seite nehmen?

Die Stunde ist vorbei. Insgesamt ist alles gut gelaufen. Vor allem die Tipp-Karten, die M. den Schüler*innen zur Verfügung gestellt hat, haben geholfen. M. schiebt die Experimente in die Sammlung. Er muss dran denken, diese heute nach Unterrichtsende noch abzubauen. Sonst gibt es Ärger mit dem Kollegen S. Der hat immer ein genaues Auge darauf, dass alles immer sofort aufgeräumt wird. Die immer gleichen Diskussionen spart sich M lieber.

„Wenn Du das machst, verlangen das die Eltern demnächst von allen!“

M. hat jetzt eine Doppelstunde frei. Er will die Freistunden nutzen, um die letzten Klausuren zu korrigieren. Zusätzlich zu der Bewertung mit einem Erwartungshorizont schreibt er noch persönliche Rückmeldung. Kollegin U. nebenan lugt rüber: „Mach Dir mal nicht so viel Arbeit. Denk dran, dass Du damit auch Druck auf uns andere Kollegen ausübst. Wenn Du das machst, verlangen das Eltern und Schüler demnächst von allen.“

J. steckt ihren Kopf ins Lehrerzimmer. Sie ist für den Vertretungsplan verantwortlich. Nachdem ihr Blick durch den Raum gewandert ist, geht sie zielstrebig auf M. zu. „Entschuldige bitte die Störung, aber ich brauche Dich dringend für eine Vertretung.“ M. stöhnt: „Ich wollte eigentlich korrigieren.“ – „Es geht um die Klasse 9d. Die sind nicht ohne. Ich brauche da jemanden wie Dich, der dafür sorgt, dass die nicht über Tische und Bänke gehen.“ M. fügt sich in sein Schicksal: „Na gut, was soll ich denn machen?“ – „Der Kollege hat leider keine Aufgaben geschickt. Aber Dir fällt ja sicher etwas Sinnvolles ein!?“

Als M. aus der Vertretungsstunde kommt, fängt ihn der Schulleiter auf dem Flur ab. „Haben Sie kurz eine Minute?“ – „Kein Problem, worum geht es denn?“ Der Schulleiter lächelt und lotst M. auf einen der Stühle in seinem Büro. „Könnten Sie vielleicht für die nächste Lehrerkonferenz noch einen Input über die Möglichkeiten der Differenzierung im Unterricht machen? Demnächst kommt doch die Qualitätsanalyse-Kommission ins Haus. Wäre ja schön, wenn die Kolleg*innen ein paar Anregungen für ihren Unterricht bekommen. Die QA achtet da doch immer drauf.“

„Für guten Unterricht kann ich sie nicht befördern!“

„Das kann ich gerne machen. Wo ich gerade hier bin: Wie sieht es denn mit einer Beförderung aus, über die wir gesprochen hatten?“ Der Schulleiter schaut an die Decke: „Oh, ich weiß, dass sie gute Arbeit machen und erst bei der letzten Abigala haben die Schüler aus ihrem Leistungskurs von ihrem Unterricht geschwärmt. Aber sie wissen doch, dass ich sie dafür nicht befördern kann. Wenn sie die Aufgabe als Datenschutzbeauftragter übernähmen, könnte ich vielleicht was für sie machen. Aber selbst dann: Da sind einige Leute, die warten schon eine ganze Weile auf die Beförderung. Ich kann Ihnen da nichts versprechen.“

Der Schulleiter bringt ihn zur Tür und klopft ihm auf die Schulter: „Wird schon werden, Qualität setzt sich durch!“ M. macht sich auf dem Weg zum Lehrerzimmer. Da ruft ihm der Schulleiter noch hinterher: „Eine Sache habe ich vergessen, sie sollen sich noch beim Mittelstufenleiter melden.“

„Könnt ihr den Schüler nicht aufnehmen?“

M. geht zwei Türen weiter ins Büro des Mittelstufen-Teams. Der Mittelstufen-Leiter T. schlürft gerade seinen Kaffee. Mit einem süffisanten Lächeln begrüßt er M.: „Ich habe eine kleines Präsent für Dich“. Das Präsent heißt Martin und geht eigentlich in die 7e. Aus disziplinarischen Gründen muss der Schüler nun aber die Klasse wechseln. „Könnt ihr ihn nicht aufnehmen? Ihr arbeitet doch auch soviel auf sozialer Ebene mit euren Schülern?“

Jetzt aber erst einmal 15 Minuten Pause. Vielleicht reicht es ja mal für einen Kaffee im Lehrerzimmer? In der Aula sitzen zwei Schülerinnen und spielen mit ihren Smartphones. Kollege P. geht achtlos an den beiden vorbei, obwohl das gegen die Hausordnung verstößt. Manchmal wünschte sich M., er könnte auch mit solchen Scheuklappen durch die Schule laufen. Er konfisziert die Smartphones und notiert die Namen, um die Geräte im Sekretariat zu hinterlegen.

„Du kommst doch so gut mit IT-Kram klar“

Als M. im Lehrerzimmer ankommt, herrscht reges Treiben. M. zieht den Kopf ein. Fünf Minuten Pause bekommt er nur, wenn ihn niemand sieht. Doch vergebens – T. hat ihn von weitem ausgemacht und winkt ihn zu sich: „Hey M. , Du kannst mir doch bestimmt weiter helfen. Du kommst doch so gut mit dem IT-Kram klar. Ich komme irgendwie nicht mehr ins WLAN.“ Den Kaffee wird M. wohl auf die Mittagspause verschieben müssen. Nach dem spontanen IT-Support geht es erstmal wieder in den Unterricht.

Mittagspause. M. atmet tief durch. Er bietet im schulinternen Kurskiosk eine Fortbildung zum Einsatz von digitalen Medien im Unterricht an. Die Kolleg*innen sind durchaus interessiert. Vom Land werden leider nur sehr wenige Fortbildungen angeboten. Auch wenn die Pausenzeit drauf geht, lohnt sich das Engagement bestimmt – es kommt ja letztlich den Schüler*innen zu Gute.

Nach zwei Stunden Biologie in der Oberstufe ist für heute Schluss in Sachen Unterricht. Danach sitzt M. in der Sofaecke mit der Referendarin U. Sie besprechen noch die Stunde vom Vortag nach und gehen die Reihe bis zur Lehrprobe durch. „Können sie vielleicht bei der Nachbesprechung dabei sein? Meine Fachleiterin ist ziemlich kleinkariert. Und mein Ausbildungskoordinator hat keine Zeit.“ Als U. gerade aufgestanden ist, kommt der Referendar P. auf M. zu. „Wäre es okay, wenn ich ab nächster Woche zu Ihnen komme? Man hört wirklich nur gutes von Ihnen!“

„Sie haben doch so einen guten Draht zu Schülern!“

Bis zum Beginn der Theater-AG hat M. noch zehn Minuten. Er beschließt, nochmal einen Blick in sein E-Mail-Postfach zu werfen. Dort findet M. eine E-Mail von einer Mutter aus der 8d. Diese Klasse hat er eigentlich nur im Fachunterricht. „Lieber Herr M., wie ich gestern von meiner Tochter erfahren habe, gab es im Whats-App-Klassenchat akutes Cybermobbing. Die Klassenlehrer habe ich schon informiert, aber die haben es bei einer Verwarnung belassen. Meine Tochter macht sich aber Sorgen, dass es so weiter geht. Sie haben doch einen so guten Draht zu den Schülern – können Sie das nicht mal ansprechen?“

M. geht in die Veranstaltungshalle. Hier lungern schon ein paar Jugendliche auf der Bühne herum. M. klatscht in die Hände: „So, Freunde, noch drei Wochen bis zur Aufführung.“ Die Probe läuft richtig gut: Einige der Schüler*innen blühen hier richtig auf – die jungen Seelen haben in der Theater-AG eine Heimat gefunden.

Nach der Probe macht sich M. auf den Weg in den Klassenraum. Der Elternabend ist außer der Reihe. Aber M. hat gute Erfahrung mehr als einen Elternabend zu veranstalten. Wenn die Eltern genauer darüber Bescheid wissen, was läuft, gibt es weniger Missverständnisse. Zudem steigt das Vertrauen in die Arbeit der Lehrer*innen und die Bereitschaft sich für die Klassengemeinschaft zu engagieren.

Die Eltern von B., die er wegen der Selbstverletzungen Tochter ansprechen wollte, sind wieder nicht da – er muss sie morgen wohl anrufen. M. hat ein schlechtes Bauchgefühl: Schon beim letzten Gespräch war er sich nicht sicher, ob die Eltern die Probleme ihrer Tochter ausreichend ernst nehen. Ist das Kindeswohl gefährdet? Leider gibt es keinen Schulsoziarbeiter, der ihm solche Fragen beantworten kann.

Als M. wieder auf den Parkplatz kommt, dämmert es schon wieder. Da ihm durch den Kopf, dass er noch nicht die Experimente in der Biologie-Sammlung abgebaut hat. Das wird Ärger geben, wenn S. das morgen entdeckt. Also nochmal schnell zurück in die Sammlung.

Auf der Heimfahrt fällt M. dann ein, dass er die Klausuren immer noch nicht fertig korrigiert hat. Heute abend geht das nicht mehr: Er hat seiner Familie versprochen, dass sie heute noch einen gemeinsamen Spieleabend machen. Er wird einfach mal ausprobieren, den Wecker für morgen früh auf vier Uhr zu stellen.

Disclaimer: M. gibt es nicht – aber es gibt viele wie M.

Ich bin nicht der Lehrer M. Natürlich sind meine Beschreibungen von meinen Erfahrungen als Lehrer an einem Gymnasium und Berichten anderer Kolleg*innen geprägt. Aber ich habe M. erfunden und diesen Tag hat es nie gegeben. Alle die geschilderten Situationen haben sich so nicht zugetragen. Aber es könnte diesen Lehrer geben und er könnte diesen Tag durchleben: Hier wird nichts beschrieben, was sich so ähnlich nicht jeden Tag in Deutschlands Schulen abspielt. M. gibt es nicht – aber es gibt sehr viele, denen es so ähnlich ergeht wie M.

Dieser Text soll einen Einblick in das Leben dieser engagierten Lehrkräfte ermöglichen. Und er ist auch eine Verbeugung: Fast alles, was gut ist an Schulen, ist den Lehrer*innen zu verdanken, die keinen Dienst nach Vorschrift machen, sondern sich im besonderen Maße engagieren. Wahrscheinlich jeder kann sich an solche Pädagog*innen in seiner Schulzeit erinnern, die ihr Leben bereichert haben.

Im unserem Schulsystem bekommen solche engagierte Lehrer*innen wenig Vergünstigungen oder Unterstützung. Im besten Fall haben sie wie ich an meiner Schule eine Schulleitung, Kolleg*innen, Eltern und Schüler*innen, die ihnen zumindest Wertschätzung entgegen bringt. Nicht selten werden sie aber ausgebremst, missachtet und sogar gemobbt. Vor allem aber treibt sie oft ihr Arbeitsethos in die Überlastung in einem System, das zu wenig Ressourcen bietet, um den Beruf adäquat auszuführen. Viele einst engagierte Lehrer hat das System so klein gekriegt.

Umso wichtiger wäre es, die Arbeitsbedingungen so zu verändern, dass engagierte Lehrer*innen ihren Job bei guter Gesundheit machen können und die Leistungsträger unseres Schulsystems honoriert werden. Während aber die Bildungspolitiker das Schulsystem in den vergangen Jahren seit dem „Pisa-Schock“ mehrfach umgekrempelt haben, wurde so gut wie nichts dafür getan, die Arbeitsbedingungen der Lehrerkräfte zu verbessern.

Wie das gehen könnte, beschreibe ich einigen weiteren Beiträgen in diesem Blog:

Was passiert, wenn man Lehrer*innen wie M. nicht hilft, beschreibe ich hier:

Bild von Taken via Pixabay

11 Gedanken zu „Ein Tag im Lehrerleben

  1. Katharina

    Danke für diesen Text. Danke für das Beschreiben der vielen Kleinigkeiten, die ja nur mal eben zu erledigen sind und dann doch den ganzen Tag auffresen. Danke! Hoffentlich finden Texte wie dieser öfter den Weg raus aus der eigenen Filterblase!
    Alles Gute für M und für Sie!
    Katharina

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  2. P. Thie

    Man stelle sich vor, dass dieser Kollege M. auch noch den Anspruch hätte, in seiner gleichberechtigten Partnerschaft seine kleinen Kinder gut ins Leben zu begleiten, sich gesellschaftlich, vielleicht sogar politisch zu engagieren, sich fit zu halten oder gar Hobbys zu haben. Für Lehrer ist es so wichtig, auch die Welt außerhalb der Schule zu kennen, um ihre Schüler auf diese vorzubereiten.

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  3. Carolin Aschemeier

    Toller Text! Fasst sehr gut zusammen, wieso ich mich nach mehreren Praktika etc. dazu entschieden habe, diesen Weg nicht zu gehen – und das, obwohl ich immer Lehrerin werden wollte und voller Begeisterung und Motivation in mein Lehramtsstudium gestartet bin. Genau diese Situationen (neben den Problemen mit dem System insbesondere auch das „Mach doch nicht so viel, am Ende muss ich vielleicht auch mal einen Finger krumm machen“) habe ich so oft erlebt, dass ich mir gedacht habe: Ich werde mich nicht für ein System aufopfern, in dem man für harte Arbeit und Leidenschaft eher noch bestraft wird. Sehr desillusionierend.

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  4. Nele Abels

    Eine plakative aber zutreffende Darstellung eines völlig unprofessionellen, selbst- und fremdschädigenden Berufsverständnisses. Dringender Steuerungsbedarf durch die SL ist geboten! Leider finden sich viel zu viele solcher KuK.

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    1. D.S. Beitragsautor

      Bei dem Steuerungsbedarf gebe ich Dir recht: Schulleitungen müssen ihre Mitarbeiter im Blick haben und sie ggf. vor sich selber schützen. Das Verhalten deswegen gleich als völlig unprofessionell zu bezeichnen, halte ich aber für fragwürdig: M. ist in vielerlei Hinsicht äußerst professionell, da ihm die Qualität seiner Arbeit sehr am Herzen liegt. Das System sollte ihn davor bewahren, sich zwischen Qualität und Gesundheit enscheiden zu müssen.

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  5. clip

    Ein großartiger Beitrag. Ich bin kein Lehrer, stehe einer Lehrerin aber sehr nahe. Ich kenne viele von den beschriebenen Ereignissen. Und noch einige mehr. Wir müssen alle gemeinsam daran arbeiten, dass die Wertschätzung für die Lehrkräfte in der Gesellschaft wieder steigt. Ein solcher Beitrag trägt sicher dazu bei. Danke.

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  6. Cornelia Klioba

    Ein so wichtiger Beitrag! Die im Artikel beschriebene „Care-Arbeit“, die bei engagierten Lehrer*innen einen großen Teil ihrer Tätigkeit ausmacht (und ungeheuer wertvoll ist!), findet sich in den Arbeitszeit- und Besoldungsmodellen der Bundesländer nicht wieder. Dabei weiß man mittlerweile, dass die Beziehungsfähigkeit und die Gelassenheit von Lehrkräften diesen fordernden Beruf tragen und die Schüler*innen zum Lernerfolg führen.

    Das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit von Lehrer*innen und Schüler*innen kann man nur gemeinsam denken – wenn es den Menschen am Lehrerpult schlecht geht, wirkt sich das auch auf die Kinder aus. Auch dort haben wir einen erschreckend hohen Belastungsgrad.

    Als Beraterin und Trainerin im Kontext Schule sehe ich die Bestärkung der Selbstkompetenzen bei Lehrer*innen und Schüler*innen als den zentralen Aspekt an. Mit Frustration besser umgehen können, die eigenen Bedürfnisse mit den Pflichtaufgaben so zu verbinden, dass man mit mehr Freude arbeiten kann sind zwei Beispiele dafür. In gutem Kontakt mit sich selbst sein können (weil dann auch die Schüler*innen sich besser spüren können, da sie ausreichend gespiegelt werden) – dafür sollte dringend Zeit eingeräumt werden.

    Ein System, in dem Menschen sich entwicklen sollen, so unter Druck zu setzen, wie wir es momentan erleben, geht in die völlig falsche Richtung. Uns als Gesellschaft ist zu wünschen, dass sich die Stimmen mehr erheben, die auf Alternativen hinweisen und darauf drängen, dass wir innehalten und den Lehrer*innen (und auch den Schüler*innen!) mehr zuhören, um herauszufinden, was sie wirklich brauchen.

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  7. Wolfgang

    Ein sehr interessanter Bericht! Ich möchte hier nur auf ein sehr spezielles Thema eingehen. Nämlich auf die Aussage des Lehrers der seine kopierten Seiten locht und auf die nur mit einem schiefen Lächeln reagiert wird.

    Es handelt sich bei einer solchen Aussage ganz klar um eine Abwertung und Herabwürdigung. Sie dürfen solche ungehörige Kommunikation nicht unkommentiert stehen lassen, weil Sie geistig an solchen Aussagen hängen bleiben und weil Sie ihre eigene Position halten müssen! Alle Bemerkungen solcher Art, die Abwertung und Herabwürdigung ihrer Leistung beinhalten, sind ein Angriff auf Ihre Einstellung wie Sie meinen, dass Sie Ihr Leben als Lehrer führen sollten. Um es ganz klar zu sagen: Hier handelt es sich um einen Unterdrückungsversuch. So etwas verursacht Stress was eine Quelle von Unfällen oder Krankheit werden kann, wenn Sie auf solche Äußerungen nur mit Schweigen reagieren! Sie müssen Ihre Position, wie Sie als Lehrer Ihren Unterricht gestalten möchten, halten und auf so etwas Antworten. In dem Sie auf solche oder ähnliche Abwertung Ihrer Fähigkeiten antworten, schützen Sie sich vor Stress, Krankheit oder Burnout!

    Reagieren Sie niemals verärgert! Setzen Sie ein Lächeln auf und sagen Sie, was Sie als die großen Vorteile sehen, die Ihr Unterricht für die Schüler und für Sie selbst erbringt und setzen Sie dabei ein verdammt großes Lächeln auf! Sie werden sehen, dass Sie dann von so einer Person nicht mehr belästigt werden.

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