Schulinterne Lehrpläne

Schulinterne Lehrpläne: Pädagogische Chance, triste Realität

An den Gymnasien in NRW arbeiten die Lehrerinnen und Lehrer in diesen Tagen an neuen schulinternen Lehrplänen für G9. Eigentlich bietet die Überarbeitung die Chance, die pädagogische Arbeit an den Schulen nachhaltig zu verbessern. Doch in der Realität wird es wohl in vielen Fällen bei einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bleiben, bei der für die pädagogische Praxis folgenlose Papiere entstehen, die in Aktenschränken verstauben.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ schrieb einst Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“. Dieser sprichwörtlich gewordene Zauber eines neuen Anfangs erfüllt in diesem Schuljahr die Gymnasien in NRW, die so gut wie alle wieder zum Abitur nach neun Jahren – G9 – zurückkehren. Künftig können Schüler*innen in NRW nur noch an drei Gymnasien Abitur nach acht Jahren machen.

Die Umstellung auf das neunjährige Gymnasium bringt konzeptuell wenig Veränderungen mit sich: Das G9-Gymnasium wird sich nur sehr wenig von dem von vor 20 Jahren unterscheiden. Die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren erfordert aber neue Lehrpläne, die den Stoff statt auf acht wieder auf neun Jahre verteilen. Die Lehrpläne für die Sekundarstufe I – also die Stufen 5 bis 10 – hat das Land NRW im Juli in ihrer endgültigen Fassung veröffentlicht.

Alle Gymnasien haben nun in diesem Schuljahr den Auftrag auf Basis der Lehrpläne eigene schulinterne Curricula zu entwickeln. In diesen Dokumenten halten die Lehrkräfte fest, wie sie die Vorgaben der Landesregierung an ihrer Schule konkret umsetzen wollen.

Ich möchte in diesem Artikel zunächst erläutern, inwiefern dieser Prozess die Chance bietet, die Qualität der schulischen Arbeit an Gymnasien in NRW deutlich zu erhöhen. Daran anschließend werde ich dann erklären, warum diese Chance aller Voraussicht nach in den meisten Schulen vertan werden wird. Und abschließend möchte ich einige grundsätzliche Ideen vorstellen, was sich ändern müsste, um die Erfolgsaussichten des Prozesses zu erhöhen.

Wieso schulinterne Lehrpläne eine Chance sind

In einem schulinternen Lehrplan schreiben Lehrer*innen einer Fachschaft auf, wie sie ihr Fach unterrichten wollen und was die Schüler*innen im Laufe der Jahre lernen sollen. Eine interne Abstimmung ist an Gymnasien besonders wichtig: Während an der Grundschule noch die Klassenlehrer*innen den Großteil des Unterrichtes übernehmen, unterrichten Schüler*innen oft viele verschiedene Lehrkräfte. Für möglichst große Lernerfolge ist es unerlässlich, dass diese in möglichst vielerlei Hinsicht pädagogisch an einem Strang ziehen.

Ein guter schulinterner Lehrplan enthält zum einen Absprachen zur fachlichen Arbeit:

  • Stoff-Verteilung auf Schuljahre: Fester Bestandteil ist eine Verteilung der festgeschriebenen Inhalte und Kompetenzen auf Unterrichtsvorhaben, die fest den Jahrgängen und noch besser einzelnen Quartalen zugeordnet sind. Diese eindeutige Zuordnung ist wichtig, um bei Lehrerwechseln sicher zu stellen, dass bis zum Ende einer Schulkarriere alle fachlichen Kompetenzen vermittelt werden.
  • Konkretisierte Unterrichtsvorhaben: Es erleichtert die Übergabe zusätzlich, wenn die fachlichen Inhalte mehr oder weniger konkreten Unterrichtsvorhaben zugeordnet werden. So kann zum Beispiel festgehalten werden, in welchen Themenbereichen bestimmte fachlich bedeutsame Methoden vermittelt werden und welche Ausstattung vonnöten ist.
  • Gemeinsame Grundsätze bei der der fachdidaktischen Arbeit: In vielen Fächern gibt es unterschiedliche didaktische Ansätze. Als Fachschaft ist es sinnvoll sich zumindest auf gemeinsame Grundsätze zu einigen, damit die Schüler*innen bei Wechseln nicht vollkommen anders lernen.
  • Gemeinsame Grundsätze der Leistungsbewertung: Schüler*innen beklagen oft, dass ihre Benotung ungerecht ist – und das nicht selten zu recht. Schulinterne Lehrpläne können einen Beitrag zu einer faireren Bewertung leisten, indem sie Grundsätze bei der Bewertung festlegen, an die sich alle Fachlehrer*innen an einer Schule halten.

Gute schulinternen Lehrpläne enthalten aber nicht nur Absprachen im Hinblick auf die fachliche Arbeit. Vielmehr dienen sie auch dazu, fachübergreifende Bildungsziele festzuhalten:

  • Fachübergreifendes Arbeiten: An Universitäten und in der Wirtschaft ist interdisziplinäres Forschen und Arbeiten längst Realität. An Gymnasien ist fächerübergreifendes Arbeiten dagegen schwierig zu realisieren. Leider helfen auch die Lehrpläne in NRW nur bedingt weiter – sie enthalten keinerlei Querverweise zu anderen Fächern. Diese Verbindungen müssen also auf Schulebene geschaffen werden und ggf. verbindlich in den schulinternen Lehrplänen festgehalten werden.
  • Fächerübergreifende Förderung von Lern- und Arbeitstechniken: Unabhängig vom Fach gilt: Um erfolgreich zu lernen, müssen Schüler*innen über zahlreiche Kompetenzen verfügen. Selbstorganisation, Lerntechniken, Präsentationsmethoden und vieles mehr ist in allen Fächern gefragt. Sinnvoll ist hier natürlich, dass die Fächer sich untereinander abstimmen, wer wann welche Kompetenzen vermittelt: Bei der Erarbeitung der schulinternen Lehrpläne können sich die die Fachschaften abstimmen.
  • Einbindung von Medienbildung: Die Kultusministerkonferenz hat entschieden, dass in Deutschland die Medienkompetenzen im Fachunterricht vermittelt werden sollen. Das setzt voraus, dass die einzelnen Fächer die Medienkompetenzen fördern, die in NRW im sogenannten Medienkompetenzrahmen festgehalten sind. Die Lehrpläne enthalten nun Verweise, wie das geschehen kann – gesammelt sind diese in NRW in einer Synopse. Die Fachschaften müssen aber noch überlegen, wie sie diese sehr allgemein formulierten Aufträge konkret umsetzen. Auch bei der Medienbildung ist eine Abstimmung zwischen den Fächern erforderlich, um ein durchdachtes Medienkonzept zu entwickeln, das die Kompetenzförderung in den einzelnen Fächern sinnvoll vernetzt.
  • Einbindungen von weitere überfachlichen Aufgaben: Verbraucherbildung, Demokratie, soziale Kompetenzen, Gendersensibilität – die Liste der Bildungsaufgaben, die sich alle Fächer teilen sollen, ist lang. Auch hier gilt: Für eine nachhaltige Förderung ist es wichtig, dass sich die Fachschaften abstimmen und bestimmte Inhalte fest im jeweiligen schulinternen Lehrplan verankern.
  • Schwerpunkte im Hinblick auf das jeweilige Schulprofil: Schulen setzen sich oft Schwerpunkte bei ihrer pädagogischen Arbeit. So gibt es etwa Europa-Schulen, die den europäischen Gedanken besonders fördern. Andere Bildungseinrichtungen legen einen Schwerpunkt auf Projekt-Unterricht. Damit solche Schwerpunkte auch wirklich spürbarer Teil des Schullebens werden, ist es unerlässlich, diese auch im Fachunterricht zu berücksichtigen. Auf diese Weise können schulinterne Lehrpläne ein wichtiges Werkzeug bei der Schulentwicklung sein.
  • Auswahl von Lehr- und Lernmittel: Lehrkräfte planen bei der Entwicklung von Unterrichtsvorhaben, wie die Schüler*innen die fachlichen Inhalte und Kompetenzen erlernen sollen. Dabei spielen natürlich auch die Lehr- und Lernmittel ein entscheidende Rolle – zum Beispiel die Auswahl des Schulbuchs. Dazu kommen je nach Fach natürlich noch zahlreiche andere Lernwerkzeuge vom Farbkasten bis zum Tablet. Die Arbeit an den Lehrplänen kann daher auch die Grundlage für eine Erhebung des Ausstattungsbedarfes sein.
  • Überlegungen zur Inklusion: In NRW wird aufgrund einer Neuausrichtung der Inklusion durch die schwarz-gelbe Landesregierung an Gymnasien die Inklusion von Kindern die Ausnahme sein, die kein Abitur erreichen können. Inklusion soll künftig in der Regel zielgleich sein. Auch bei zielgleichen Kindern stellt sich aber natürlich die Frage, wie die Förderbedarfe je nach Fach berücksichtigt werden müssen.
  • Außerschulische Lernorte: Erlebnisse mit allen Sinnen sind eine gute Grundlage für nachhaltiges Lernen. Umso wichtiger ist es, den Klassenraum regelmäßig zu verlassen und außerschulische Lernorte aufzusuchen. Damit Exkursionen nicht die Ausnahme bleiben, sondern die Regel werden, ist es wichtig, solche außerschulischen Lernorte verbindlich in den schulinternen Lehrplänen festzuhalten.
  • Grundlage für Evaluation: Teil der Aufgabe von Lehrer*innen ist die Evaluation ihrer Arbeit. Schulinterne Lehrpläne können dazu die Grundlage bilden, insofern sie konkrete Ziele und Absprachen enthalten, die sich überprüfen lassen.
  • Planung des Fortbildungsbedarf: Bei der Erarbeitung der schulinternen Lehrpläne wird auch offenkundig, wo die Lehrer*innen noch Wissenslücken haben. Das können sowohl fachliche als auch überfachliche Fortbildungsbedarfe sein – zum Beispiel im Hinblick. Insofern kann die Arbeit an schulinternen Lehrplänen auch zu einer Professionalisierung des Lehrpersonals führen.

Die in der Liste genannten Inhalte sind keine willkürliche Aufzählung. Vielmehr wird die Nutzung der Dokumente zu solchen überfachlichen Zwecken ausdrücklich auch als Qualitätsmerkmal im Referenzrahmen NRW aufgeführt, der aus Sicht des Landes Merkmale guter Schulen beschreibt.

Ob schulinterne Lehrpläne in diesem Sinne eine Wirkung zur Qualitätssicherung entfalten, hängt nicht nur davon ab, wie gut durchdacht die Inhalte sind. Genauso wichtig ist, ob die Absprachen auch wirklich von allen Lehrkräften umgesetzt werden. Es hängt dabei stark von den Lehrkräften und der Schulleitung ab, ob die Vorgaben auch wirklich verbindlich eingehalten werden. Die Pädagogen sind aufgefordert, die selbst auferlegten Absprachen zu berücksichtigen und Abweichler anzusprechen. Insofern sind schulinterne Lehrpläne ein guter Anlass über Unterricht und Qualität ins Gespräch zu kommen.

Aber auch Eltern und Schüler*innen können darauf einwirken, dass die Vorgaben eingehalten werden. Dies gelingt dann am besten, wenn die schulinternen Vorgaben möglichst transparent veröffentlicht werden. Es ist ausdrücklich eine Funktion der Dokumente, dass sie Transparenz für alle Mitglieder der Schulgemeinschaften schaffen sollen. Insofern sollten Eltern und Schüler*innen darauf bestehen, dass die Dokumente zum Beispiel auf der Website der Schule veröffentlicht werden.

Eltern und Schüler*innen können durchaus auch bei der Entstehung der schulinternen Lehrpläne Einfluss nehmen: In NRW dürfen sie laut Paragraph 70 des Schulgesetzes jeweils zwei Vertreter in die sogenannten Fachkonferenzen entsenden. Dabei handelt es sich Versammlungen der Lehrer*innen, die über die Lehrbefähigung in einem Fach verfügen. Hier können sie ggf. auch Feedback zu den bestehenden Plänen geben. Auf diesem Weg kann die Arbeit an schulinternen Curricula auch die Partizipation an Schulen erhöhen – auch das ein Qualitätsmerkmal guter Schulen.

Wieso die Chance vertan werden wird

Ich habe versucht zu zeigen: In der Theorie sind schulinterne Lehrpläne eine gute Möglichkeit, die pädagogische Arbeit zu verbessern. Meine These ist: Diese Chance wird an der Mehrzahl der Schulen vertan werden. Sogar noch schlimmer: Die Lehrer*innen an den Gymnasien in NRW werden in den kommenden Jahren zahllose Stunden in die Erstellung von Dokumenten investieren, die keinerlei pädagogische Wirkung entfalten. Die Gründe dafür sind zahlreich.

Die oben aufgeführten möglichen Inhalte zeigen: Ein guter schulinterner Lehrplan ist ein komplexes Dokument. Viele Schulen werden mit der Planung dieses Prozesses parallel zum Tagesgeschäft ihre liebe Mühe haben. Ein Grund: der Zeitdruck. Nach dem Wahlsieg konnte es der Landesregierung offenbar gar nicht schnell genug gehen mit der Rückkehr zu G9. Dies führte dazu, dass erst kurz vor Sommerferien die endgültigen Lehrpläne veröffentlicht, nach denen die Lehrer*innen schon nach den Ferien in den Jahrgängen 5 und 6 unterrichten sollen.

Dazu kommt, dass die Schulen kaum zusätzliche Zeit-Ressourcen bekommen, um die schulinternen Lehrpläne zu erarbeiten: Ein zusätzlicher unterrichtsfreier Schulentwicklungstag muss reichen. So müssen die Lehrkräfte die Arbeit größtenteils parallel zum ohnehin oft aufreibenden Tagesgeschäft leisten.

Das ist nicht zuletzt auch deshalb eine Herausforderung, weil der Erstellungsprozess eine organisatorische Herausforderung ist: Die Schulleitungen und die Fachschaften müssen Veranstaltungen planen und Abstimmungsprozesse organisieren. Unterstützung beim Projektmanagement gibt es nicht: Die Bezirksregierungen in NRW veranstalten zwar sogenannte Implementationsveranstaltungen, auf dem Vertreter der Fachschaften über die Einführung der neuen Lehrpläne gebrieft werden. Ein Blick in die Power-Point-Folien, die online im Lehrplannavigator verfügbar sind, zeigt aber: Hier gibt es kaum Hinweise dazu, wie der Prozess organisiert werden kann.

Erschwerend kommt dazu, dass es offenbar so gut wie keine Abstimmung zwischen den Menschen gab, die die Lehrpläne für die verschiedenen Fächer erstellt haben. So sehen die Vorlagen für schulinterne Lehrpläne je nach Fach sehr unterschiedlich aus. Dies macht es den Schulen natürlich schwer, einheitliche Qualitätsmaßstäbe zu entwickeln und anzulegen.

Schlecht organisierte Prozesse unter Zeitdruck werden vermutlich in vielen Lehrer-Kollegien für Unmut sorgen. Das könnte umso schwerer ins Gewicht fallen, da die Arbeit an schulinternen Lehrplänen ohnehin keine sonderlich beliebte Aufgabe ist: Neue Lehrpläne bedeuten immer auch auch, dass der in den vergangenen Jahren entwickelte Unterricht angepasst werden muss. Das gilt umso mehr, wenn zu den vom Land vorgegebenen Veränderungen auch noch Absprachen innerhalb der Fachschaft kommen.

Dazu kommt, dass viele Lehrkräfte verbindlichen Absprachen kritisch gegenüber stehen. Das muss nicht unbedingt Bequemlichkeit sein. Die ablehnende Haltung ist oft auch Ausdruck des Wunsches nach pädagogisches Freiheit: Ob und wie guter Unterricht gelingt, hängt sehr stark von der Persönlichkeit der Lehrkraft ab. Es kann also durchaus kontraproduktiv sein, sich auf einen Einheits-Unterricht für alle zu einigen. Insofern ist es notwendig, dass schulinterne Lehrpläne auch Freiheitsgrade bieten. Den Mittelweg zwischen Verbindlichkeit und Freiheit zu finden, ist oft nicht leicht und kann auch zu Konflikten führen. Viele Lehrkräfte scheuen daher eine echte Auseinandersetzung, um das Arbeitsklima nicht zu vergiften.

Ein weiterer Grund dafür, dass schulinterne Curricula oft eine Ansammlung von nichtssagenden pädagogischen Allgemeinplätzen sind, ist die Angst vieler Lehrkräfte davor, sich detailliert festzulegen. Weil schulinterne Lehrpläne oft veröffentlicht werden, können Schüler*innen und Eltern auf dieser Basis den Unterricht einer Lehrkraft angreifen.

Natürlich sind auch die Schulleitungen gefordert, für Qualitätssicherung zu sorgen. Es bedeutet für die ohnehin überlasteten Führungskräfte aber einen großen Aufwand, sämtliche Curricula zu sichten. Und noch aufwändiger ist es, mit sämtlichen Fachschaften in einen Prozess zu gehen, im Rahmen dessen die Curricula überarbeitet werden. Dazu kommt: Wenn die Lehrpläne dann fertig sind, ist es nahezu unmöglich die Einhaltung zu überprüfen. Und selbst wenn die Schulleitung Informationen über die Nichteinhaltung erhält, macht es das Beamtenrecht nicht gerade leicht, solche Verstöße wirksam zu ahnden.

Es bedeutet also viel zusätzliche Arbeit und Konfliktbereitschaft, schulinterne Lehrpläne zu entwickeln, die den oben beschriebenen Anforderung genügen. Es ist davon auszugehen, dass viele Schulen diesen Prozess scheuen werden. So kann man schon jetzt jede Wette eingehen, dass in den nächsten Monaten und Jahren schulinterne Curricula auf den Websites der Schulen erscheinen, die eine sehr große Ähnlichkeit zu den relativ nichtssagenden amtlichen Vorlagen haben werden. Die Lehrer*innen an Gymnasien werden in diese nutzlosen Dokumente zahllose Arbeitsstunden investiert haben, die ihren Schüler*innen in keiner Weise zugute kommen.

Wie das Scheitern zu verhindern wäre

Wie ließe es sich verhindern, dass die Erstellung von schulinternen Lehrpläne zu einer großen Zeitverschwendung wird? Hier einige Ideen:

  • Teil von politischen Reformen muss ein belastbares Change-Management sein. Veränderungsprozesse wie die Rückkehr zu G9 müssen so gestaltet werden, dass die beteiligten Personen sie auch bewältigen können – Schnellschüsse helfen keinem.
  • Wenn die Papiere die hohen Qualitätsansprüche erfüllen sollen, brauchen die Lehrkräfte viel mehr Zeit. In den vergangen Jahren wurden Schulen immer wieder Aufgaben zugeschoben, ohne die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Das muss sich ändern.
  • Lehrer-Kollegien brauchen mehr Zeit zum Team-Building und Supervision: Nur wenn sie nicht die Angst haben müssen, dass Auseinandersetzung über pädagogische Inhalte zu nachhaltigen Konflikten führen, werden schulinterne Lehrpläne auch ernst genommen.
  • Schulleitungen bräuchten mehr Zeit, um Veränderungsprozesse zu planen. Im Tagesgeschäft bleibt dafür viel zu wenig Zeit. Es sollte daher auch an jedem Gymnasium eine Stelle für eine didaktische Leitung geben, die solche pädagogischen Prozesse koordiniert.
  • Die Schulleitung muss sich aber auch die Zeit nehmen, den Prozess gut zu planen und dabei auch die möglichen Schwierigkeiten (siehe oben) zu berücksichtigen. Gerade weil der Prozess so komplex ist, reicht es nicht, die Aufgabe einfach nur an die Fachschaften zu deligieren.
  • Schulleitungen brauchen mehr Zeit für effektives Controlling und die Mittel Verstöße gegen schulinterne Absprache zu ahnden. Unter den derzeitigen Umständen ist es mit sehr großem Aufwand verbunden, der im Tagesgeschäft nicht zu leisten ist.
  • Schulen sollten sich untereinander vernetzen: Nicht jede Schule muss das Rad neu erfinden. Gemeinsame Arbeitstreffen einzelner Fachschaften sind genau denkbar wie ein Austausch der Arbeitsergebnisse.
  • Eltern und Schüler*innen müssen ihre Rolle als kritische Begleiter der Schulentwicklungsprozesse ausfüllen. Dazu gehört es nicht nur vom Recht Gebrauch zu machen, an Fachkonferenzen teilzunehmen. Dazu gehört es auch schulinterne Lehrpläne kritisch zu prüfen und ggf. auch ihre Umsetzung einzufordern.

2 Gedanken zu „Schulinterne Lehrpläne: Pädagogische Chance, triste Realität

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