Digitalisierung in der Schule: Genügen iPads?

Digitalisierung an Schulen: Der Digitalpakt genügt nicht

Auch wenn das Ringen von Bund und Ländern um den Digitalpakt nun schon sehr lange dauert: Demnächst fließen Milliarden für Breitband-Anschlüsse, WLAN und tragbare Geräte an die Schulen. Doch wenn diese Mittel nicht fruchtlos versickern sollen, muss viel mehr passieren. Eine Übersicht über Gelingensbedingungen der Digitalisierung an Schulen.

Die Gesellschaft braucht ein besseres Verständnis der Digitalisierung

Wenn über die Digitalisierung in Schulen gesprochen und manchmal auch gestritten wird, scheint es oft darum zu gehen, ob die Schüler*innen im Unterricht öfter Computer oder Smartphones statt Büchern benutzen sollen. Dem zugrunde liegt das Verständnis, dass sich Digitalisierung in der Schule in einem Wechsel der Lern-Werkzeuge erschöpft. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch die Mehrwert-Diskussion, die oft geführt wird: Sinnvoll sei demnach der Einsatz von Digitalisierung nur dann, wenn sie im Vergleich zu den den gängigen Medien einen Mehrwert biete.

Diese Interpretation verkennt aber vollkommen, dass die Digitalisierung sozusagen die Lebenswelt um eine digitalen Bereich erweitert. Insofern ist es wichtig, dass die Schüler*innen sich in der Schule mit der Digitalisierung auseinandersetzen, um zum Beispiel in der virtuellen Welt der sozialen Medien zurecht zu kommen. Besonders nachvollziehbar hat das Jöran in seinem Pinguin-Video beschrieben.

Schulen haben den Auftrag, junge Menschen auf ein selbständiges, gutes Leben in der Welt vorzubereiten. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, gilt es viel genauer zu durchdringen, was das ist – ein gutes Leben unter den Bedingungen der Digitalisierung. Hier ist die Gesellschaft insgesamt gefordert – aber eben auch die Lehrkräfte.

Kommunen brauchen nachhaltige finanzielle Unterstützung

Auch wenn der Bund und die Länder demnächst mehr Geld zur Verfügung stellen: Für die Ausstattung der Schulen sind in aller Regel die Kommunen und Städte als Schulträger verantwortlich. Der entscheidende Prozess bei der Planung der Anschaffungen ist die fortlaufende Medienentwicklungsplanung, in deren Rahmen die Schulträger auf der Basis der Medienkonzepte der Schulen die Anschaffung und Wartung der IT-Ausstattung planen.

Im besten Fall ist das ein kooperativer und fortlaufender Prozess: Insofern die Schulen ihre pädagogischen Konzepte weiterentwickeln, wird sich auch ihr Bedarf bezüglich der technischen Ausstattung weiterentwickeln. Die Schulträger brauchen dabei langfristig Unterstützung, da die Ausstattung ja regelmäßig aktualisiert werden müssen. Einmalige Finanzspritzen wie durch den Digitalpakt genügen dabei nicht.

Dauerhafte Finanzspritzen benötigen viele Kommunen auch, um mehr Personal einstellen zu können. Denn die Schulträger haben nicht nur die Verantwortung für die Ausstattung mit Hard- und Software, sondern auch für den IT-Support. Hier ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Schulen erforderlich. Wie bei jeder Kooperation ist es wichtig, dass dabei die richtigen Menschen miteinander am Tisch sitzen. Gefordert sind die Pädagogen mit IT-Sachverstand, gefordert sind aber auch IT-Experten, die sich auf die pädagogische Sichtweise einlassen.

Lehrer können nur dann effizient an der Weiterentwicklung pädagogischer Konzepte unter der Bedingung der Digitalisierung arbeiten, wenn sie auf der technischen Seite entlastet werden. IT-Support kann nicht länger Aufgabe von Lehrer*innen sein. Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit: Derzeit funktioniert die Digitalisierung vor allem an Schulen, an denen Lehrer*innen arbeiten, die die Prozesse voran treiben – und dabei nicht nur ihr persönliches Zeitkonto, sondern oft sogar auch ihr Bankkonto plündern.

Um diese komplexen Aufgaben leisten zu können, braucht es eine qualitativ und quantitativ gute Personalausstattung. Einmalige Finanzspritzen sind natürlich hilfreich. Aber auch im Rahmen der Ausstattung mit Personal brauchen die Kommunen langfristige Unterstützung, da auch künftig IT-Fachkräfte rar sein werden.

Lehrer brauchen mehr Zeit für die Arbeit an Medienkonzepten

Grundlage für die Medienentwicklungspläne der Kommunen sollen die Medienkonzepte der Schulen sein. Für die Gymnasien werden derzeit im Rahmen der Umstellung auf G9 neue Lehrpläne entwickelt, die auch Medienkompetenzen enthalten sollen. Auf dieser Basis sollen die Schulen schulinterne Lehrpläne und ein eigenes Medienkonzept zu entwickeln – quasi nebenbei.

Dafür spendiert das Land gerade mal einen weiteren Schulentwicklungstag, an dem die Lehrkräfte an den Curricula arbeiten können, während die Schüler*innen zu Hause bleiben. Dabei ist allein die Arbeit an einem Medienkonzept für viele Schule eine Herausforderung: Zum einen müssen sich alle Lehrkräfte Gedanken darüber machen, wie sie die Medienbildung in ihren Unterricht integrieren können. Zum anderen gilt es aber auch, alle Aktivitäten zu koordinieren, um eine fortlaufende Medienbildung für alle Schüler*innen sicherzustellen.

Bei der Arbeit an einem Mediencurriculum müssen die Kollegien natürlich nicht bei Null anfangen: Eine sehr gute Vorlage hat zum Beispiel Maik Riecken veröffentlicht. Und das Land NRW bietet mit dem Medienkompetenzrahmen eine belastbare Grundlage für die schulinternen Medienkonzepte. Die Digitalisierung ist aber nur ein Teil im komplexen Puzzle der Schulentwicklung. Die Landesregierungen müssen verstehen, dass Schulen dafür Zeit brauchen: Lehrer-Kollegien müssen öfter vom Unterricht freigestellt werden, um an solchen komplexen Baustellen arbeiten zu können. Ein oder zwei Schulentwicklungstage im Jahr genügen dafür nicht.

Schulleiter brauchen mehr Freiheiten bei der Personalentwicklung

Ein weiteres Problem ist, dass die Schulen den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts mit Personal-Strukturen begegnen, die aus einer anderen Zeit stammen. Es ist zu begrüßen, dass laut der zuständigen Ministerin Yvonne Gebauer jede Schule in NRW künftig eine Lehrkraft zum Medienkoordinator ernennen soll, „der als Schrittmacher für die digitale Bildung die Arbeit der Schule koordinieren und eine besondere Qualifizierung erhalten soll“.

Was dagegen wenig begrüßenswert erscheint: Dem Vernehmen nach werden die Medienkoordinatoren für diese Position lediglich eine Entlastungsstunde bekommen. Das bedeutet, dass die Lehrkraft, die die Medienpädagogik an einer Schule maßgeblich voran treiben soll, genau eine Stunde pro Woche weniger unterrichten muss.

Damit die Schulen die neuen Herausforderungen meistern können, müssen die Schulleitungen mehr Freiheiten bei der Personalplanung bekommen. So sollte es etwa möglich sein, besonders bewanderte Kollegen für die Arbeit an einem Medienkonzept für eine Weile komplett vom Unterricht freizustellen. Zudem sollten Schulen auch mehr Freiheiten haben, nicht pädagogisches Personal einstellen zu können: Medienpädagogen könnten im Team mit Lehrer*innen den Unterricht neu gestalten, IT-Experten könnten die Lehrer*innen bei der Wartung der Geräte entlasten.

Schulen brauchen Hilfe beim Datenschutz

Unterstützung ist auch dringend im Bereich Datenschutz erforderlich. Im Frühjahr 2018 brachte die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) den Datenschutz in den Fokus der Öffentlichkeit und sorgte für viel Verunsicherung. Auch viele Lehrer*innen waren betroffen: So sorgte zum Beispiel eine Schule aus Düsseldorf für Schlagzeilen, in der die Zeugnisse wieder mit Hand geschrieben wurden – aus Verunsicherung wegen der DSGVO.

Tatsache ist: Mit zunehmender Digitalisierung auf allen Ebenen wird auch für die Schulen Datenschutz immer anspruchsvoller: Lehrkräfte arbeiten mit sehr sensiblen personenebezogenen Daten. Verantwortlich für den Datenschutz an einer Schule ist die Schulleitung. Für viele Schulleiter*innen ist es aber angesichts der vielfältigen Aufgaben und der hohen Belastung eine kaum zu bewältigende Herausforderung, den Anforderungen der Rechtslage gerecht zu werden.

Insofern ist es dringend notwendig, dass die Schulen hier Hilfestellungen erhalten – sowohl durch externe Beratung durch Datenschutz-Experten als auch durch Materialien wie zum Beispiel Vorlagen für Formulare und Einverständniserklärungen. Zwar haben die Städte und Kommunen Datenschutz-Beauftragte, die helfen sollen. Diese sind aber wie so viele Kräfte im öffentlichen Dienst oft überlastet.

Zudem sind viele Fragen zum Einsatz von Software im Schulbereich noch ungeklärt. Ein gutes Beispiel ist der Einsatz von Plattformen wie Microsoft Office 365 oder Googles G-Suite. Schulleitungen, die über eine Einführung von Office 365 nachdenken, bekommen vom Land NRW keine eindeutige Rückmeldung, ob dies datenschutzrechtlich unbedenklich ist. Seit kurzem gibt es zumindest folgende Stellungnahme:

„Schulleitungen, die sich mangels einer offiziellen Einschätzung in NRW auf die Bewertung des DSB Hessen verlassen und die dortigen einschränkenden Bedingungen zur Nutzung von Office 365 einhalten, u.a. keine Nutzung der Cloud für Verwaltungszwecke, kann kein fahrlässiges oder vorwerfbares Handeln vorgehalten werden.“

Dass diese knappe und wolkige Veröffentlichung der Landesregierung schon als Fortschritt gewertet werden muss, zeigt wie groß die informations-Defizite hier noch sind. Dankenswerterweise gibt es Experten, die ihr Wissen online zur Verfügung stellen. Doch wenn die Lehrer*innen und vor allem auch die für den Datenschutz verantwortlichen Schulleiter*innen die Digitalisierung voran bringen sollen, brauchen sie Rechtssicherheit. Diese können nur die übergeordneten Behörden mit klaren Aussagen dazu liefern, was Schulen dürfen und was nicht.

Lehrer und Lerner brauchen Lern- und Verwaltungssoftware

Dass die Prüfung der Datenschutz-Konformität der Dienste von Microsoft und Google so lange dauert, hat natürlich Gründe. Beide Unternehmen sind nicht gerade Leuchttürme in Sachen Datenschutz. Zudem sind Office 365 und G-Suite natürlich nicht in erster Linie für die Zwecke von Schulen optimiert.

Umso wünschenswerter wäre es, wenn die Länder den Schulen Alternativen zur Verfügung stellen würden. Die Probleme der von den Ländern vollmundig angekündigten Lernplattformen Logineo in NRW und Ella in Baden-Württemberg zeigen, dass sich öffentliche Institutionen offenbar schwer tun, selbst funktionsfähige Software zu entwickeln. Hier muss mehr Geld investiert werden, um an die Bedürfnisse von Schulen angepasste tragfähige Lösungen zu realisieren.

Das gilt aber auch für Software, die die zeitaufwändigen Verwaltungsprozesse vereinfacht: Die Zeit, die Lehrer*innen damit verbringen, Fehlstunden zu zählen, Geld einzusammeln oder Elternbriefe auszudrucken, könnte mit digitalen Mitteln deutlich reduziert werden.

Eine Alternative zu eigenen Entwicklungen sind Rahmenverträge mit Unternehmen. Dies würde die Schulen von der komplexen Aufgabe entlasten, rechtssichere und datenschutzkonforme Vereinbarungen mit Unternehmen treffen zu müssen. Wenn Bund und Länder mit verschiedenen Anbietern Rahmenverträge verhandeln würden, bliebe die Wahlfreiheit der Schulen dabei gewahrt.

Digitale Unterrichts-Materialien müssen stärker gefördert werden

Eine Stärke der Digitalisierung ist zweifelsohne, dass Unterrichts-Materialien schnell und unkompliziert ausgetauscht werden können. Zudem erweitern Multimedialiät, Interaktivität und die Möglichkeit zur Vernetzung und Kommunikation die Möglichkeiten von Unterrichtsmaterialien. Und dennoch sind in vielen Klassenzimmern Schulbücher der Dreh- und Angelpunkt des Unterrichtes.

Gefordert sind bei der Digitalisierung der Unterrichtsmaterialien nicht zuletzt die Schulbuchverlage: Sie sind bislang noch kein Innovationsmotor. So zeigt etwas das multimediale Mbook das Potential, das Ebooks haben können – nicht zuletzt auch im inklusiven Unterricht. Entwickelt wurde es aber vom Institut für digitale Medien, einem Uni-Spin-Off.

Genauso wichtig wie die Digitalisierung der Inhalte sind aber auch praktikable Lizenzmodelle, die Schüler*innen ermöglichen, die Inhalte auch auf privaten Endgeräten nutzen zu können. Eine gezieltere Förderung von OER durch Bund und Länder erscheint dabei wünschenswert: Die freien Inhalte bieten die Möglichkeit, Unterrichtsideen und -materialien zur Verfügung zu stellen. Es ist unverständlich, wieso offene Plattformen für freie Unterrichtsmaterialien wie das ZUM-Wiki auf der Basis von ehrenamtlichen Engagement realisiert werden müssen.

Angehende Lehrer brauchen eine bessere Ausbildung

In der Lehrer-Ausbildung ist es derzeit noch stark vom Zufall abhängig, wie viel die angehenden Lehrer*innen über Digitalisierung lernen: Universitäten, Seminare und Ausbilder sind sehr unterschiedlich weit bei der Integration entsprechender Module in die Ausbildung. Es bedarf dringend einer Abstimmung zwischen den verschiedenen Orten der Ausbildung: Was sollen die angehenden Lehrerkräfte jeweils in Universität, Seminar und Schule über Digitalisierung lernen? Wie können die einzelnen Schritte aufeinander aufbauen?

Eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung der Inhalte und die Verbesserung der Ausbildung ist die Fachdidaktik an den Universitäten. Dabei gilt es sowohl zu reflektieren, inwiefern die Digitalisierung den Fachunterricht bereichern kann. Es ist aber auch zu prüfen, welchen Beitrag die einzelnen Fächer dazu leisten können, die jungen Menschen auf ein Leben in einer digitalen Welt vorzubereiten.

Zudem müssen auch die Ausbilder fit gemacht werden. Viele der Fachleiter*innen, die Referendare ausbilden, sind selbst nicht erfahren im Umgang mit digitalen Medien und oft sogar skeptisch. Hier müssen die Länder größere Anstrengungen bei der Weiterbildung als bislang unternehmen.

Erfahrene Lehrer*innen brauchen mehr Fortbildungen

Eine Verbesserung der Ausbildung genügt aber nicht, denn der Großteil der Lehrer*innen an den Schulen hat die Ausbildung längst abgeschlossen. Viele davon werden noch viele Jahrzehnte an den Schulen unterrichten. Der Fortbildungsbedarf ist also immens. Wenn es die Landesregierungen ernst meinen, genügt es nicht, einzelne freiwillige Angebote zu schaffen. Vielmehr muss eine Fortbildungs-Infrastruktur geschaffen werden, die es den Lehrer*innen und Schulen ermöglicht, das gesamte Kollegium Schritt für Schritt im laufenden Betrieb weiter zu bilden. Dabei müssen auch mehr organisatorische Freiräume für schulinternen Wissens-Transfer geschaffen werden.

Dazu gehört es auch, die Schulen besser mit Personal auszustatten, damit sie die zwangsläufige Abwesenheit der Kolleg*innen auch auffangen können. Derzeit sind viele Schulleitungen bei der Bewilligung von Fortbildungen eher zurückhaltend, da sie oft zu Unterrichtsausfall führen, den sie laut Schulgesetz vermeiden müssen. Wenn dabei nicht gleichzeitig Unterricht ausfallen soll, brauchen Schulen eine dickere Personaldecke.

Alle brauchen eine Weiter-Entwicklung der Lernkultur

Digitalisierung ist für sich genommen wie viele andere technische Entwicklung vielfältig einsetzbar. So lassen sich damit auch überkommene Strukturen in den Schulen digitalisieren und so länger am Leben zu erhalten: Axel Krommer spricht in diesem Zusammenhang von palliativer Didaktik.

Richtig eingesetzt bietet die Digitalisierung aber viele Chancen: So kann sie dabei helfen, viele Prozesse in der Schule effizienter zu gestalten, damit die Lehrkräfte mehr Zeit für die persönliche Zuwendung für die Schüler*innen haben. Gleichzeitig erlauben die digitalen Werkzeuge eine Weiterentwicklung der Lernkultur hin zu mehr Autonomie, Partizipation und Kreativität. Es gilt diese Potentiale der Digitalisierung für Bildung und der Realisierung reformpädagogischer Ideale zu erforschen. Der öffentliche Diskurs über Bildung unter den Bedingungen der Digitalisierung darf dabei nicht alleine den Kräften überlassen werden, die mit der Digitalisierung der Schulen Geld verdienen wollen.

2 Gedanken zu „Digitalisierung an Schulen: Der Digitalpakt genügt nicht

  1. Martin Rist

    Schöne Zusammenfassung.

    Mir fehlt aber wichtiger Punkt:

    Auch wenn die Schulträger für die IT Ausstattung zuständig sind: die wenigstens haben die finanziellen Mittel die notwendigen Endgeräte zu stellen! Der Digitalpakt wird hierbei maximal eine Anschubfinanzierung leisten (2-3 Tablet- oder Notebookkoffer) aber bei weitem nicht das finanzieren können was eigentlich notwendig und sinnvoll wäre, nämlich eine 1:1 Ausstattung.

    Sämtliche Medienkonzepte, Weiterbildungen, WLAN Accesspoints, Inhalte etc basieren auf der Voraussetzung, dass Endgeräte vorhanden sind.

    Und auch wenn manchmal der Einfachheit halber so getan wird, also würden es die Smartphones der Schüler „schon richten“ – dem ist nicht so! Jeder Lehrer der das Thema ernsthaft und nicht nur mittels ein ein paar Kahoot Quizzes oder Onlinerecherchen angehen möchte, wird dies bestätigen.

    Im Moment ist nicht geklärt wer die benötigten Endgeräte finanzieren wird.

    Naheliegend ist dass dies die Eltern tun werden – aber aktuell gibt es dazu kaum Konzepte auf politischer Ebene. Das Thema wird permanent ignoriert, weil mutmaßlich „unpopulär“ – was totaler Blödsinn ist, wenn man sich die Umfragen unter den Eltern ansieht und sich bewusst macht wieviel Geld die Elternschaft heute schon in Endgeräte steckt die zu Hause für schulische Zwecke benutzt werden.

    Es gibt auch noch viele rechtliche Dinge zu klären. In fast allen Bundesländern sind digitale Medien ja noch nicht mal anerkannte Lehr- und Lernmittel. (Nebenbei: Ohne „Anerkennung“ kann auch kein Lehrer / keine Schulleitung verpflichtet werden diese einzusetzen.) Ohne diese Anerkennung sind diese aber nicht förderfähig. Und ohne eine Förderfähigkeit, kann schwerlich Chancengleichheit hergestellt werden für Schüler aus finanzschwachen Familien. Mittel wären potentiell vorhanden durch das Paket „Bildung und Teilhabe“ – das Thema wird kommen. Erste Gerichtsurteile dazu gibt es ja schon…

    In anderen Worten die Digitalisierung der Schulen wird ohne Beteiligung der Elternschaft nicht zu stemmen sein und erfordert von allen Beteiligten ein Umdenken, fast schon einen Paradigmenwechsel.

    Die immer mal wieder gehörte Forderung „Lehr- und Lernmittel müssen immer kostenlos sein“ sehe ich nicht als haltbar an. Es macht auch aus ökologischer und ökonomischer Sicht gar keinen Sinn die zweifache Menge (für private und schulische Nutzung) an Hardware anzuschaffen (abgesehen davon dass ein Schüler mit einem persönlichen besser lernt und umgeht). …und dass die Eltern sich dann auch finanziell beteiligen, wenn eine private Nutzung möglich ist, versteht sich von selbst.

    Nebenbei werden viele Eltern froh sein, wenn sich jemand darum „kümmert“ ,dass Kinder eine ansprechende Medienkompetenz bekommen und mit den Geräte nicht nur „gedaddelt“ wird – und im Idealfall auch entsprechend gewartet werden bzw. durch die Schule ein Service/Support gestellt wird, den man zu Hause nicht so leicht bekommt.

    Also meine Forderung: Bitte klammert die mitunter nicht ganz so einfach zu klärende Endgerätefrage nicht permanent aus – nur weil sie noch nicht so ganz aufschlägt und andere Dinge Prioritäte haben. Sonst geht es am Ende so wie bei einer der Preisträgerschulen die am Ende feststellen musste, dass das beste Konzept nix ist, wenn die Endgerätefinanzierung nicht nachhaltig gelöst ist: https://twitter.com/LigInform/status/960777868786708480

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    1. Damian Duchamps

      Die Zukunft wird 1:1 sein, denn auch heute teilen sich Schüler keine Hefte und Bücher. Die Finanzierung wird über die Eltern laufen.

      Warum man sich von Seiten der Länder scheut, digitale Medien als Lehr- und Lernmittel anzuerkennen, verstehe ich nicht. Vieles wäre einfacher. Vielleicht hängt es mit Faktoren wie Personalräten zusammen, die auch die Einführung von einer Plattform wie Logineo NRW ohne Verpflichtung von Schulen und Lehrer möglich macht.

      Mich erstaunt immer wieder, dass viele Lehrkräfte sich gegenwärtig eine Zukunft scheinbar nicht vorstellen können, in welcher jede Schülerin und jeder Schüler ein eigenes Endgerät hat, so wie heute Bücher und Hefte. Dass Teile der Heftführung auf absehbare Zeit (bei vorhandener 1:1 Ausstattung) ins Digitale verschoben werden, übersteigt den Vorstellungshorizont noch mehr. Die Vorteile digitaler „Heftführung“ erschließt sich einem vielleicht erst, wenn man es selbst erlebt hat, doch dass man es völlig abwegig findet, kann ich wiederum nicht nachvollziehen.
      Lehrkräfte sollen die Schule von morgen entwickeln, haben in ihren Köpfen jedoch die Schule von gestern und vorgestern. Das ist ein Problem, welches sich so schnell nicht lösen lässt.

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